Petros läuft allen davon

LEICHTATHLETK-FORUM Tolle Bilanz zur Halbzeit der Freiluftsaison

VON CLAUS-Werner Kreft

Bielefeld. Und sie bewegt sich doch, die Bielefelder Leichtathletik. Nach der mit Ferienbeginn abgeschlossenen "ersten Halbzeit" der Freiluftsaison 2014 fällt die Zwischenbilanz erfreulich positiv aus. Neben zahlreichen Meisterschaftserfolgen belegen auch die Bestenlisten, dass sich Bielefelds Leistungsträger auf Landes- und teilweise auch auf Bundesebene behaupten.

Allen voran natürlich Amanal Petros (TSVE 1890), der am Abend des 5. Juli bei einem Top-Meeting im belgischen Oordegem für das große Highlight sorgte, als er die 5.000 Meter in 13:53,29 Minuten absolvierte. Eine Zeit mit vielen Superlativen. Um nur die wichtigsten herauszugreifen: Seit 14 Jahren war kein deutscher Jugendlicher die zwölfeinhalb Stadionrunden so schnell gelaufen. Und in der aktuellen Saison hat bislang kein Europäer der Alterskategorie U20 diese Zeit unterboten; Afrikaner und einige wenige US-Amerikaner dominieren die Szene.

Auf nationaler Ebene hat sich Petros auch in der Männer-Hauptklasse bereits etabliert und Respekt verschafft: Die DLV-Bestenliste führt ihn an sechster Stelle; ganz vorn steht der 14 Jahre ältere Vize-Europameister Arne Gabius. Am übernächsten Wochenende tritt das TSVE-Talent in Ulm erstmals bei der "großen DM" an, um sich mit der deutschen Elite zu messen. Eine Chance für den Noch-Äthiopier, vor den versammelten Leichtathletikexperten auf sich aufmerksam zu machen.

Mit dem Jöllenbecker Kugelstoß-Senior Tilman Northoff (45) hat ein zweiter Bielefelder den Sprung in die deutschen Top 20 der Saison geschafft: 17,50 Meter bedeuten den 17. Rang hinter jüngerer Konkurrenz. Doch für den Senioren-Europameister des Jahres 2012 ist die Ulmer DM schon wegen der ungewöhnlich hohen Qualifikationsnorm (18,00 m!) kein Thema.

Zwei Läuferinnen haben sich für die Jugend-DM am zweiten August-Wochenende in Wattenscheid qualifiziert: Valeska Vitt (SVB, 2.000 m Hindernis U20) und Sophie Kohlhase (TuS Jöllenbeck, 1.500 m Hindernis und 1.500 m flach U18).

Auch bei der Premiere der U16-DM am 16./17. August in Köln werden zwei heimische Talente vertreten sein: Kathrin Grenda (PSV), mit 12,51 Sek. über 100 m die schnellste Bielefelderin seit mehr als einem Jahrzehnt, und Torben Timmerhans (SVB), der die Norm für gleich vier Disziplinen erfüllt hat, aber laut Reglement nur zwei bestreiten darf. "Er wird in jedem Fall die 300 m laufen", bestätigt sein Trainer Maciej Jedral und kündigt an: "Später in der Saison soll Torben sich erstmals auch über die 300 m Hürden und über die 400 m flach testen."

Timmerhans ist neben Petros der große Gewinner dieser Saison: In fünf Disziplinen führt er die westfälische Bestenliste an (siehe unten stehenden Kasten), über 300 m ist er mit seinem OWL-Rekord von 36,34 Sekunden derzeit sogar die Nummer eins in ganz Deutschland. Einen Spitzenplatz im Landesverband sicherten sich vorerst auch Zijian Wang (VfB Fichte, M14) und - außerhalb des Stadions im Straßenlauf über 5 km - Katharina Erdmann (TSVE, W15).

Für die jüngsten Jugendklassen führt die DLV keine Bestenlisten. Inoffiziellen, aber zuverlässigen Statistiken im Internet lässt sich indes entnehmen, dass Verena Braun (BTG, W13) derzeit die zweitbeste deutsche Stabhochspringerin ihrer Klasse ist - mit 2,90 m und nur zehn Zentimetern Rückstand auf die schon zweimal von ihr bezwungene Soesterin Lukka Franke, aber mit deutlichem Vorsprung vor der Münchnerin Julia Zintl (2,65 m). "Drei Meter könnte Verena noch in diesem Jahr schaffen", zeigt sich Stützpunkttrainer Otto Puhlmann optimistisch.

Last, but not least ist die W13-Sprintstaffel des SV Ubbedissen (Klarhorst, Büker, Röthemeier, Blaeser) hervorzuheben: Die 39,18 Sekunden des schnellen Quartetts wurden 2014 bislang nur von vier deutschen Vereinen unterboten; in Westfalen liegt selbst Spitzenklub TV Wattenscheid (39,69) klar hinter den jungen Bielefelderinnen zurück.