VfB Fichte lässt den Zehnkampf aufleben

 

Trainings-Philosophie stärkt auch den Zusammenhalt – Breite Basis an motorischen Fähigkeiten wird vermittelt

Bielefeld(WB/jm). Zwei Tage, zehn Einzelwettkämpfe: Zehnkämpfer werden in der Leichtathletik zurecht als die »Könige der Athleten« bezeichnet. Vier Lauf-, drei Sprung- und drei Wurfdisziplinen: Vielseitigkeit ist Trumpf, um ein Held zu werden. Beim VfB Fichte lassen sie den Zehnkampf neu aufleben.

In Arnsberg haben sie es jüngst richtig »knautschen« lassen (wir berichteten). Alex Maier (5673), Carl-Christian Hanrath (4964), Amin Aberkan (4829), Matthias Koch (4772), Jonas Burgmann (4553) und Richard Leis (3269) waren dort mit dem Minimalziel angetreten, den Zehnkampf abzuschließen. Doch die Erwartungen der Trainer sollten übertroffen werden. Es prasselte Bestleistungen in verschiedenen Disziplinen. Die 14 565 Punkte in der Mannschaftswertung hätten im vorigen Jahr den zweiten Platz in der Westfälischen U 18-Bestenliste bedeutet.

»Allgemein ist unsere Philosophie, dass wir mit allen Kindern und Jugendlichen bis zur A-Jugend, der U 20, ein Mehrkampftraining durchführen«, erläutert die Sportliche Leiterin Katja Wenske. Hintergrund sei, dass die Athleten eine breite Grundlagenvermittlung in allen leichtathletischen Disziplinen erhalten sollen, um eine möglichst breite Basis an motorischen Fertigkeiten zu erwerben. »Die Kinder und Jugendlichen profitieren bei diesem Vorgehen von den verschiedenen Bewegungserfahrungen, die sie sammeln und auf die verschiedenen Disziplinen übertragen können.«

Es gebe Synergieeffekte. So helfe etwa die Rhythmusschulung, die beim Hürdentraining gezielt geübt wird dabei, einen optimalen Anlauf beim Speerwurf zu erlernen.

Mit dem B-Jugendalter (U18) wird beim VfB Fichte langsam mit der Spezialisierung auf einen bestimmten Disziplinblock begonnen. Katja Wenske: »In diesem Bereich erhöhen wir dann langsam den Umfang. Aber gleichzeitig findet weiterhin noch Training in den anderen Blöcken statt.«

Zum Beispiel Jonas Burgmann. Der ist ein guter Werfer, wird aber trotzdem weiterhin im Sprint und Sprung trainiert, damit er die Erfahrungen und körperlichen Entwicklungen durch dieses breite Training auf sein Wurftraining übertragen kann.

»Außerdem hilft solch eine Vorgehensweise dabei, ein Gruppengefühl in der Trainingsgruppe aufzubauen und zu entwickeln«, erklärt Katja Wenske. »Die Jugendlichen trainieren den Großteil der Zeit zusammen in einer Gruppe und werden während des Trainings nicht voneinander getrennt.« Solch ein entstandener Teamgeist konnte jüngst gut beim Zehnkampf in Arnsberg beobachtet werden. »Die Jungs haben einen großen Zusammenhalt gezeigt und durch die gegenseitige Unterstützung jeden einzelnen auch durch die jeweiligen Problemdisziplinen gebracht. So konnten alle den Wettbewerb erfolgreich beenden, teilweise mit sehr hohen Leistungsfortschritten«, lobt Katja Wenske.

Auch für die Jüngsten im VfB Fichte gilt die identische Philosophie. Alle Kinder werden im Mehrkampf trainiert. Neben der breiten Grundlagenvermittlung sollen sie so »lernen, mit Siegen aber auch mit Niederlagen umzugehen. Sie sollen lernen, dass es Spaß macht, in den Disziplinen anzutreten, die sie schon gut können. Es jedoch ebenfalls interessant ist, an den Disziplinen zu arbeiten, in denen sie noch Probleme haben.«

Zusätzlich soll derselbe Teamgedanke greifen, wie er bei der U   18-Trainingsgruppe schon funktioniert hat. »Wir möchten die Kinder dazu animieren, mit einer möglichst großen Anzahl bei Wettkämpfen anzutreten, damit sie sich gegenseitig anfeuern und unterstützen können.«

Das Konzept scheint aktuell zu greifen. In der Altersklasse der Neun- bis Elfjährigen haben sich zwölf Kinder für die Kreismeisterschaften am Samstag angemeldet, darunter einige vielversprechende Talente. Bis auf den verletzten Amin Aberkanin treten auch die U   18er Jungs an. Insgesamt ist der VfB Fichte im Stadion Rußheide mit 21 Teilnehmern vertreten.

 

Westfalen-Blatt 19.09.2014 Lokalsport Bielefeld