Northoffs in Siegerlaune

Leichtathletik: Vater und Sohn dominieren Kugelstoßen – Pollkleseners Comeback

Bielefeld(WB/jm). Wenn der Vater mit dem Sohne: Zum ersten Mal bestritten Tilman und Timo Northoff gemeinsamen einen großen Wettkampf. Bei den Ostwestfälischen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften der Männer, Frauen, U 20 und U  18 beherrschte das Jöllenbecker Kugelstoßduo seine jeweilige Altersklasse. 

»Ja. Bravo. Gut gemacht«, rief Tilman Northoff und schloss seinen zufrieden grinsenden Filius begeistert in die Arme. Soeben hatte Timo Northoff (15) in der Seidensticker Halle die Fünf-Kilo-Kugel im letzten Versuch auf eine Weite von 14,90 Meter gewuchtet. »In der Mitte stabil, die Beine nach vorne. So hat er Druck auf die Kugel gekriegt«, schmunzelte der stolze Vater. »Ich freue mich, wenn Timo mich mal ablöst.«

Erst vor kurzem hatte der Schüler das Vier-Kilo-Eisen auf bombastische 16,03 Meter befördert. Eine Weite, die ihn in die Top Sieben Deutschlands hievte. Nun legte Northoff junior mit dem fünf Kilogramm schweren Sportgerät eindrucksvoll nach und distanzierte bei der U 18 den Zweitplatzierten Jonas Burgmann (VfB Fichte/13,07 m) um fast zwei Meter.

Tilman Northoff hat seinem Burschen ebenfalls die anspruchsvolle Drehstoßtechnik vermittelt. »Weil ich denke, dass die viel effektiver ist.« Der Altmeister entthronte mit 16,51 Metern den Paderborner Johann Gerok (16,29 m) – mit dem Verweis auf die eigene ungenügende Vorbereitung in der Wintersaison. »Ich musste mangels Halle selbst bei Minustemperaturen draußen im Stadion trainieren. Alles andere als glücklich.« Spürbare Folge: »Ich mache extreme Fehler in der Technik.«

Wegen der U 20-DM, die zeitgleich in Neubrandenburg stattfand, blieben in dieser Altersklasse zahlreiche hochwertige Athleten aus OWL der Seidensticker Halle fern. Fehlende Qualität sollte den heimischen Startern in die Karten spielen. Insgesamt elf Stunden Autofahrt und eine 200-Meter-Staffel bei den »Deutschen« in den Beinen (siehe Lokalsportseite 1) konnten jedenfalls Carl Christian Hanrath, Matthias Koch und Amin Aberkan nicht von einem Reigen an Starts abhalten. »Anstrengend, aber erträglich« fand Hanrath das Pensum. Einzig eine VfB Fichte-Staffel wurde doch noch abgesagt.

Matthias Koch gewann en passant den Weitsprung der U 18 mit neuer Bestweite von 6,30 Metern. »Endlich habe ich mal das Brett getroffen«, strahlte der Vielstarter, der auch noch im Dreisprung mit 12,39 Metern und im Hochsprung (1,77 m) Siege einfuhr.

Carl Christian Hanrath (U 18) wurde Zweiter über 60 Meter flach (7,2 sec), gewann in 23,56 Sekunden die 200 Meter vor seinen Fichte-Kollegen Amin Aberkam (Dritter/24:41 sec) und Jonas Burgmann (Vierter/24:63 sec) sowie ebenso die 60 Meter Hürden (9,05 sec). Kerstin Poltrock registrierte das Beißen ihrer Schützlinge mit Vergnügen. »Die Jungs sind ehrgeizig. Wettkampf ist bestes Training. So eignen sie sich Härte an. Zum Ausklang der Wintersaison sollen die Jungs sich ruhig auspowern«, fand die Trainerin.

Nach einem Auslandsjahr in Philadelphia/USA hegte Frauke Pollklesener (SV Brackwede) eigentlich nur den Wunsch, »ein paar schöne Sprünge« abzuliefern, im besten Falle die fünf Meter zu knacken. Vor allem aber: beim Wiedereinstieg Spaß zu haben. »Ich will erstmal wieder reinkommen.« Ihr Plan ging vollends auf. Im Weitsprung schaffte sie es trotz Rücklage, wie SVB-Trainer Maceij Jedral ihr per Tablet mit einer Aufzeichnung der Sprünge vor Augen führen konnte, dreimal über die Fünf-Meter-Marke und steigerte sich im letzten Versuch auf 5,22 Meter. »Nach so langer Pause gibt das ein bisschen Selbstvertrauen«, freute sich Jedral über ihr gelungenes Comeback. Im 60-Meter-Hürdensprint der Frauen kam Frauke Pollklesener auf 9,30 Sekunden. Bei der U 20 wurde Clarissa Colban (BTG/9,26 sec) alte und neue OWL-Meisterin.

Mit 1500-Meter-Männersieger Stanley Kipkogei aus Kenia (4:21,1 min) stellte der SuS Phönix einen OWL-Hallenmeister. Max Schulte vom Polizei SV stürmte als zweifacher U 20-Sprintsieger ins Ziel, über 60 Meter (7,46 sec) und 200 Meter (23,70 sec). Stabhochsprungtalent Lili Klusmann (SV Brackwede), U 16-OWL-Meisterin, blieb mit 2,50 Metern zwar knapp unter ihrer Rekordmarke (2,52 m), doch Friedrich »Otto« Puhlmann wusste: »Das ist ihre untere Grenze. Im Training schafft sie's 100 Mal. Ihr fehlte über der Stange ein bisschen die Dynamik.«

Überschattet wurden die Titelkämpfe durch den Ausfall der Zeitmessanlage in den 60-Meter-Endläufen. Das Ärgernis, das inzwischen gehäuft auftritt, kostete Nerven und brachte den Zeitplan durcheinander. Fortan musste per Hand gestoppt werden. »Wie vor 50 Jahren. Bald will keiner mehr nach Bielefeld kommen«, merkte BTG-Abteilungsleiter Stefan Günther nachdenklich an.